Am 10. und 11. Oktober findet im Bauernmuseum am Fuß der Burg Querfurt ein „Historischer Zwiebelmarkt“ statt. Es ist die erste größere Veranstaltung im Coronajahr 2020 und sie unterliegt erwartungsgemäß strengen Hygieneregeln.
So ist die Zahl der Besucher, die zeitgleich anwesend sein dürfen, auf eintausend limitiert. Die Veranstalter achten darauf, dass nicht mehr als zehn Personen zusammenstehen oder -sitzen und stellen reichlich Desinfektionsspender auf. Nur an engen Stellen oder beim eventuellen „Schlange stehen“ müsse man den Mund- Nasen- Schutz tragen. Ansonsten sei es aber nicht erforderlich, die da Veranstaltung ausschließlich im Freien stattfinde. Es dürfte ein kleiner Schritt in die Normalität sein, den die Veranstalter auf Burg Querfurt gehen.
Seit fast zwanzig Jahren gestaltet die Mittelalter- Agentur „Sündenfrei“ aus Torgau die historischen Quartiere der berühmten Zwiebelmärkte in Apolda und Weimar. Die großen Feste entfallen in diesem Jahr, wie auch bislang die gesamte Saison 2020 für die Mittelalterszene. Die jüngsten Lockerungen in der Covid19- Schutzverordnung erlauben Veranstaltungen und Märkte mit Hygienekonzept. Das brachte die Mittelalterfreunde aus Nordsachsen auf die Idee, mit einem Teil Zwiebelmarkt, gekoppelt mit dem Thema Zeitreise, auf Tour zu gehen. „Ein Zwiebel- und Mittelaltermarkt mit 40 Ständen. Musik, Gaukelei und Zauberei unterwegs zwischen den Besuchern, dass sollte doch auch unter Einhaltung der Abstandsregeln gehen“, erklärt Marktmeister Thomas Zierfuß.
Es käme Handwerk zum Anschauen und – in Erinnerung an die ausgefallenen Großereignisse – auch Stände mit Zwiebeln, Zwiebelzöpfen und Zwiebelkuchen, auch „Zwiebelei“ genannt. Die Besucher treffen auf alte Fertigkeiten: Schmieden, Töpfern, Seile drehen, Drechseln, Weben, Körbe flechten. Auch Gärtnerin Ute Spieß reist mit ihren Zwiebelzöpfen aus einem kleinen Ort am Wörlitzer Park nach Querfurt. Sie erklärt den Marktbesuchern, wie man Zwiebelzöpfe selbst binden kann. Am Stand daneben bietet Antje Dobberschütz aus Lübbenau frische oder auch konservierte Gurken nebst Meerrettich und Ketchup aus dem Spreewald an. Und sie berichtet davon, dass jetzt das ökologisch angebaute Gemüse ihrer Heimat endlich wertgeschätzt wird. Das wünscht sich ihr Mann Karl noch für sein Handwerk. Er ist „Muhlenhauer“. Aus Lindenstämmen fertigt er große Muhlen, auch Mulden genannt, die man zum Kneten von großen Mengen Teig benötigt. Seine Muhlen oder Schneidbretter produziert er in Handarbeit aus einheimischen Hölzern. „Das dauert seine Zeit“, gesteht er. „Industriell gefertigt geht es viel schneller.“ Da könne er nicht mithalten und meint: „Die Akzeptanz ist leider nicht so weit, dass die Besucher ihr Geld für individuelle Handarbeit von hier ausgeben, so dass man davon leben kann.“
Statt auf einer Bühne stehend werden einige Unterhaltungskünstler – die selbstverständlich auch zu einem solchen farbenfrohen mittelalterlichen Markttreiben gehören – im Publikum unterwegs sein. Mit dabei sind Feuer- Gaukler und Stelzenläufer, der Barde und Comedian Schabernackkrakeel, die Spielleute „Rapauken“ mit ihren alten Instrumenten und schließlich die „Ritter vom schwarzen Löwen“, die auf ihre raue Art für Ruhe und Ordnung und die Einhaltung der Abstandsregeln achten.
Geöffnet ist der Markt im Bauernmuseum „Alte Schäferei“ unterhalb der Burg Querfurt Samstag. 10. Oktober, von 11 bis 20:00 Uhr und Sonntag, 11. Oktober, von 11- 19:00 Uhr. Da der Platz nicht unbegrenzt ist und die Besucher zum Abstandhalten verpflichtet sind, empfehlen die Veranstalter, sich die Tickets vorab im Internet zu kaufen. „Wer zu einer bestimmten Zeit auf den Platz möchte, sollte vorab zugreifen. Dann sind die Tickets auch zwei Euro günstiger“, rät Marktmeister Zierfuß. An der Tageskasse würden die Karten dann für 8,00 Euro (Erwachsene) bzw. 4,00 Euro (Kinder 6-16 Jahre) angeboten. Wenn das Besucherlimit erreicht sei, müsse man warten, bis Gäste die Veranstaltung verlassen, um neue einzulassen. „Diese Form hat sich bei ersten Veranstaltungen in den letzten Wochen bewährt. Es war auch nie derart voll, dass man nicht hineinkam“, so Zierfuß. „Online buchen spart vor allem Geld und Wartezeit.“
Mit dem „Historischen Zwiebelmarkt“ wollen die Mittelalterfreunde um Marktmeister Zierfuß und die Burgverwaltung ein kleines Stück Normalität in die Region bringen. Sie freuen sich nach langer Zeit der Pause wieder auf zahlreiche Besucher aus der nah und fern.