Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann hat am heutigen Donnerstag in Leuna für die Wasserstoff-Modellregion Mitteldeutschland geworben und den Chemiestandort Leuna im Rahmen der Standortmarketing-Offensive der Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) als Zukunftsort ausgezeichnet. „Sachsen-Anhalt verfügt bei Wasserstofftechnologien über erhebliche Potenziale und kann sich in den kommenden Jahren zur Wasserstoff-Modellregion weiterentwickeln“, erklärte Willingmann beim feierlichen Spatenstich für die der Elektrolysetest- und -versuchsplattform ELP der Fraunhofer-Gesellschaft in Leuna. „Sowohl der Bund als auch die EU haben Wasserstoff-Strategien erarbeitet, von denen Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren durch eigene Aktivitäten und Forschungsinitiativen profitieren wird.“
Am Chemiestandort Leuna soll Wasserstoff in Zukunft als nachhaltiger Rohstoff im Großmaßstab produziert und mit der exzellenten Infrastruktur an Gaspipelines und Gasspeichern zusammengeführt werden. Derzeit ist die Erzeugung von „grünem Wasserstoff“ mittels Elektrolyse (Zerlegung von Wasser durch Strom in Wasserstoff und Sauerstoff) im industriellen Maßstab noch nicht wirtschaftlich. Ändern wollen das Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Zentrums für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP in Leuna (Saalekreis) und des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS (Halle). Ihre Forschungsvorhaben, darunter die Elektrolysetest- und -versuchsplattform ELP, unterstützt das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt mit mehr als acht Millionen Euro.
„Mit der Versuchsplattform ELP und dem im Zuge des Braunkohle-Strukturwandels geplanten NEUEN Fraunhofer-Institut für Wasserstoff- und Kohlenstoff-Prozesstechnik (IWKP) könnte sich Sachsen-Anhalt als führender Standort im Bereich der Wasserstofftechnologie etablieren und als nationales Kompetenzzentrum wahrgenommen werden“, erklärte Willingmann. Bereits heute verfüge Sachsen-Anhalt insbesondere am Standort Leuna über die geeignete Infrastruktur und passendes Know-how: „Wir haben mit Konzernen wie LINDE und TOTAL eine industrielle Basis für die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff. Bei uns gibt es zudem Kavernen, die als großvolumige Wasserstoffspeicher genutzt werden könnten“, so Willingmann. „Darüber hinaus verfügt Sachsen-Anhalt bereits heute über erstklassige Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die Innovationen in diesem Bereich auch in Kooperation mit ansässigen Unternehmen weiter vorantreiben können.“
Die Fraunhofer Elektrolysetest- und -versuchsplattform ELP wird über Labore, Büros und ein Technikum verfügen. Sie wird künftig genutzt, um den Betrieb verschiedener Elektrolyseanlagen im Industriemaßstab zu erproben und zu bewerten. Im Außenbereich werden modular nutzbare Testflächen für Power-to-X- und Power-to-Liquid-Projekte bis 5 MW Anschlussleistung zur Verfügung stehen. Das Zusammenspiel mit der fluktuierenden Stromzufuhr aus erneuerbaren Energien unter realen Betriebsbedingungen wird dabei ebenso im Fokus stehen wie die Verbesserung der eingesetzten Werkstoffe, die optimale Einspeisung in die bestehenden Gaspipelines und die Entwicklung passender Geschäftsmodelle.
Hintergrund zur Sommertour des Ministers und zur Offensive „Zukunftsorte“
Sachsen-Anhalt entwickelt sich verstärkt zu einem Land der Zukunftstechnologien. Die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) hat in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium zahlreiche „Zukunftsorte“ ausgemacht, an denen sich diese erfreuliche Entwicklung beispielhaft verdeutlichen lässt. Nachdem Wirtschaftsminister Willingmann in der vergangenen Woche gemeinsam mit IMG-Geschäftsführer Thomas Einsfelder die „Zukunftsorte“ Technologiepark Weinberg Campus (Halle), Chemiepark Bitterfeld-Wolfen und Green Gate Gatersleben besucht und ausgezeichnet hatte, folgten am Mittwoch die Zukunftsorte in Magdeburg und Barleben. Abgeschlossen wurde die Sommertour durch die Besuche von Willingmann und Einsfelder am Chemiestandort Leuna und im Chemie- und Industriepark Zeitz am heutigen Donnerstag.
„Die Offensive ‚Zukunftsorte‘ ist Teil der neuen Qualität im Standortmarketing der IMG“, erläuterte Einsfelder. „Wir fokussieren dabei auf zukunftsweisende Kompetenzfelder wie ‚Neue Mobilität‘, ‚Smart Materials‘ oder ‚Bioökonomie‘, die eine Profilierung Sachsen-Anhalts ermöglichen.“ Mit Blick in die Zukunft kündigte Einsfelder den Aufbau eines Netzwerkes der „Zukunftsorte“ an: „Wir werden zeitnah zu regelmäßigen Werkstattgesprächen einladen, um gemeinsame Marketingmaßnahmen zu entwickeln, mit dem Ziel, Sachsen-Anhalt im nationalen und internationalen Wettbewerb sichtbarer zu machen.“